Sole-Eier - Altes Berliner Rezept

in , by Sunnylotta, Oktober 12, 2021
 

Als kleines Mädchen habe ich meiner Grossmutter beim backen und kochen zugesehen. Manchmal durfte zwischendurch auch genascht werden.

Als ich grösser wurde, half ich da schon ein wenig mit. Sie erzählte mir fast zu jeder Mahlzeit Geschichten über das selbige. So auch wie hier mit den Sole-Eiern.

Ich habe sie, ehrlich gesagt lange nicht mehr gemacht. Mir fiel vor kurzem mein persönliches Kochbuch in die Hände mit Rezepten (meist von meiner Grossmutter). 

Da es zu Kriegszeiten kaum etwas zum essen gab, wurde getauscht. Gewürze, Brot und Fleisch. Manchmal wurde auch in der Nacht auf den Kartoffelfeldern Kartoffeln "gesammelt" um die Familie zu ernähren. Lebensmittelmarken reichten bei weitem nicht aus.

Not macht bekanntlich erfinderisch. Meine Grosseltern besassen eine Menge Land und eine Menge Tiere, darunter auch Hühner.

In der Osterzeit - welche anhand der Eieranzahl - für mich gefühlt bis Weihnachten anhielt. Machte sie hin und wieder diese Sole-Eier.

 

Sie legte sie immer mit den hauseigenen Zwiebelschalen ein, so bekamen die Eier einen leichten bräunlichen Touch. Irgendwann wünschte ich mir einmal rosa-farbende (klar - Mädchen, halt). Und tatsächlich, für mich hat sie sie dann einmal rosa eingefärbt. 

Hier einmal das Grundrezept:

Möglichst frische Hühnereier (vorher probieren wie viele in das Einwegglas passen)

30 G Salz auf 1 Liter Wasser (Meersalz etwas weniger)

Wasser

Senf (Mostrich - so wie er in Berlin genannt wird)

Salz/Pfeffer und Essig

Braune Zwiebelschalen (Rote Beetesaft)

Koriandersamen

Piment- und Pfefferkörner

Lorbeerblätter

Prise Zucker

 

Zubereitung:

Die Eier im Wasser ca. 8 Minuten kochen. Herd abstellen und im Wasser nochmals 10 Minuten liegen lassen. Herausnehmen und leicht abkühlen lassen. Danach ein wenig leicht über die Arbeitsfläche rollen, damit die Eierschalen leichte Risse bekommen.

Zwischenzeitlich die Salzlösung herstellen. Das Glas gut mit Wasser füllen und diese Menge in einen Topf geben. Ist das Glas kleiner als 1 Liter die passende Menge Salz runter rechnen. Die Gewürze (Koriander, Pfeffer, Piment) in den Händen leicht reiben und in das Glas geben. Ein paar Eier hinzugeben. Zwiebelschalen, wieder ein paar Gewürze und Eier. Zwischendurch noch ein Lorbeerblatt zwischenstecken. Die Prise Zucker nicht vergessen. 

Das Salz im Topf hat sich komplett aufgelöst. Den Herd ausstellen und das Salzwasser ein wenig abkühlen lassen (es sollte noch sehr gut warm sein, wenn es ins Glas gegossen wird).

Die Eier haben ihren Platz im Glas gefunden, kann nun die Salzlake ins Glas gegeben werden. Die Eier sollten alle sehr gut bedeckt sein.

Anstelle der Zwiebelschale kann Rote Beetesaft hinzugegeben werden.

Das Eierglas 24 Stunden durchziehen lassen. Die Eier können, aufgrund der Salzlake mehrere Wochen ohne Kühlung auskommen. (Solange halten sie meist nicht).

 

Doch einfach so essen?

Sole-Eier werden heute noch, wie in alter Vätersitte, gegessen. Dazu nimmt man ein oder mehrere Eier aus dem Glas, entfernt die Schale und halbiert die Eier. Mit einem kleinen Löffel holt man das Eigelb heraus. In die Aushöhlung des Eiweisses kommt jetzt:

Rezept: Hier hat meine Grossmutter dies alles schon in einer kleinen Schale zubereitet und so ging diese Schale zu jedem der am Tisch sass.

In einer Schale einen kleinen Teelöffel Essig, Salz, Pfeffer und Mostrich (Senf) anrühren.

Man kann es auch, dem Ritual folgend, 1 Tropfen Essig (Haushaltsessig), Pfeffer/Salz nach Geschmack und eine Teelöffel Senf in die Aushöhlung geben.

Hat man dies bei beiden Varianten getan, legt man das Eigelb wieder zurück in die Aushöhlung des Eiweiss.

Dazu gab es immer frisches Brot mit selbstgemachter Butter.


Früher gab es dieses alte Rezept, welches weit ins Mittelalter reicht, für die Gefangenen im "Hungerturm". Es war einfach, hielt lange vor, benötigte keine Kühlung und machte ein wenig satt.

Heute gibt es in Szene-Kneipen, nicht nur in Berlin, auf dem Tresen oftmals solch ein Glas.


 

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